Matthias Pfeifer, Fabian Völker, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie:
Das sächsische Lachsprogramm
Kurt Biedenkopf bezeichnete 1998 die Rückkehr des Lachses und die „Ansiedlung“ von Volkswagen als die herausragenden Ereignisse des Jahres.
Das ursprünglich ertragreichste Lachsgewässer in Sachsen war das Muldesystem. Da die Muldezuflüsse 1994 aber noch sehr stark verbaut waren, wurde das Lachsbachsystem als Programmgewässer ausgewählt. Das sächsische Wanderfischprojekt betreut die Elbe mit Nebenflüssen. Im Einzelnen sind dies:
obere Elbe: Polenz, Sebnitz, Lachsbach, Kirnitzsch, Wesenitz, Müglitz (obere Elbe)
Chemnitz: Würschnitz, Zwönitz, Chemnitz (Zwickauer Mulde)
Pulsnitz: Pulsnitz (Schwarze Elster) unter Regie des Brandenburger Anglerverbands
Seit 1995 wurden in die Flüsse und Bäche der oberen Elbe und der Region Chemnitz insgesamt mehr als 6,27 Mio. Lachse hauptsächlich als Brütlinge eingesetzt. Als Ausgangsmaterial dienen Eier des westschwedischen Stammes Lagan.
Im Lachsbachsystem wurde für die aufsteigenden Fische ein elektronischer Zähler installiert.
Der Lachs fungiert in Sachsen als Bahnbrecher und Wegbereiter auch für rechtliche Regelungen. (Gewässerpriorisierung, Durchgängigkeitsprogramm und Festlegung 10mm Stababstand an Wasserkraftanlagen in Lachsgewässern). Diese Maßnahmen kommen auch anderen Fischarten zugute.
Im Lachsbachsystem funktionieren die natürliche Reproduktion, das Jungfischaufkommen und das Abwachsen der Fische problemlos.
Die künstliche Vermehrung in der Brutanstalt in Langenburkersdorf erzielt Schlupfraten von 90% aus Laichprodukten, die von Rückkehrern gewonnen wurden.
Im gesamten sächsischen Elbverlauf sind Lachse durch Fänge nachweisbar. Selbst in bislang lachsfreien Bächen wie Krippenbach und Lockwitzbach/Grimm´sches Wasser konnten Jungfische nachgewiesen werden, ohne dass je ein Besatz erfolgt wäre.
Nach dem Hochwasser 2013 wurde in der Freiberger Mulde (kein Besatzfluss) ein Lachs gefangen. Durch das Hochwasser konnten Lachse das Dessauer Stadtwehr überwinden. Lachse, die das Stadtwehr in Dessau nicht überwinden können, laichen unterhalb des Wehres auf Kiesbänken.
Durch das Projekt lässt sich ein deutlicher Erkenntniszuwachs in der Lachsbiologie verzeichnen.
Die durchschnittliche Stückmasse rückkehrender Laichfische steigt tendenziell an. Während die Lachse in Skandinavien hauptsächlich am Tage wandern, findet die Wanderung in Sachsen im Regelfall nachts statt.
Die schnellsten Aufsteiger benötigen für die 574 km vom Wehr Geestacht bis zu den Laichgewässern 22 Tage. Das entspricht einer mittleren Wandergeschwindigkeit von 26 km pro Tag.
Neben allem Positiven macht sich jedoch nach anfänglich jährlich steigenden Laichfischfängen ein Rückgang auf ein niedriges Niveau, trotz annähernd gleichem Besatzaufwand bemerkbar.
Die Rückkehrerzahlen sind aktuell für eine dauerhafte Wiederansiedlung ohne Besatzstützung zu gering. Viele der aufsteigenden Lachse sind bereits in Geesthacht vollreif, so dass sich die Frage nach der Eignung des verwendeten Lachsstammes stellt.
Entgegen gemachter Versprechungen, ist die Durchgängigkeit der Mulde in Sachsen-Anhalt noch nicht gegeben. Jährlich stehen dem sächsischen Lachsprogramm 50.000 € zur Verfügung, die hauptsächlich für Besatz ausgegeben werden.
Insgesamt wünscht man sich in Sachsen mehr Engagement der Anglerverbände und -vereine.